“Das ist kein Müll”: Im Gespräch mit Foodsharing Darmstadt

Gut 18 Millionen Tonnen – so viele Lebensmittel werfen wir Deutsche pro Jahr in den Müll. Das sagt eine Studie der Umweltschutzorganisation WWF. Das Erschreckende daran ist, dass es größtenteils Lebensmittel sind, die eigentlich nicht in den Müll gehören. Foodsharing Darmstadt und Zu gut für die Tonne sind zwei der vielen Initiativen, die sich aktiv gegen Lebensmittelverschwendung einsetzen.

Dieser Artikel entstand noch vor Corona. Aufgrund der Pandemie ist die Tätigkeit der Foodsaver*innen momentan eingeschränkt. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel über die Fairteil-Aktion, die Foodsharing Darmstadt im Frühjahr 2020 auf die Beine gestellt hat.

Wir haben uns mit Miriam und Carolin getroffen, zwei Foodsaverinnen aus Darmstadt, die sich ehrenamtlich dafür einsetzen, dass der Lebensmittelverschwendung vorbeugt wird. Miriam ist eine der Initiator*innen des Vereins Foodsharing Darmstadt. Eine längere Asienreise verändert ihre Lebenseinstellung mit Anfang, Mitte 20: „Mir ist dann aufgefallen, wie unterschiedlich Welten sind, und wie krass gut wir es in Deutschland haben. Wir haben die Wahl, und es wird uns einfach gemacht, uns umweltfreundlich zu verhalten – und wir tun es halt trotzdem nicht.“ Genau das war es, was ihr in erster Linie so absurd erschien.

Der Umgang mit Lebensmitteln

Zusammen mit ihrem Team rettet sie seit fast zwei Jahren Lebensmittel, die sonst von Supermärkten, Bäckereien oder Schulmensen im Müll entsorgt würden. Wichtig ist dabei, dass die Abholung so ökologisch und umweltfreundlich wie möglich gestaltet wird. Das bedeutet, dass statt dem Auto das Fahrrad oder die öffentlichen Verkehrsmittel genutzt werden. Die geretteten Lebensmittel werden dann normalerweise in die vier Fairteiler in der h_da, der Evangelischen Hochschule, der TU Darmstadt und dem Muckerhaus gebracht. Dort kannst du dich einfach bedienen und auch selbst dein Essen, was du zu Hause nicht mehr brauchst, hinbringen. Seit der Corona-Pandemie sind die öffentlichen Fairteiler leider geschlossen – mehr dazu erfährst du unten.

Foodsharing Darmstadt arbeitet auch mit dem Repair Café im Martinsviertel zusammen und bietet verschiedene Aktionen und Treffen an. Zusammen bringen sie den Leuten das Foodsharing Konzept näher und klären auch darüber auf, was jeder einzelne tun kann. Damit die Leute aktiv eingebunden werden, wird auch gemeinsam gekocht. Einer der Gründe, warum so viele noch verwendbare Lebensmittel oft im Müll landen, ist laut Miriam das fehlende Wissen über Haltbarkeitsmethoden und die Mindesthaltbarkeit von Lebensmitteln. Denn nur weil das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist, heißt das lange nicht, dass etwas nicht mehr essbar ist. Carolin sieht den Bildungsmissstand hier auch in ihrem persönlichen Umfeld und denkt, dass bei diesem Thema noch viel Aufklärung nötig sei.

Nicht nur retten, auch bildung gehört dazu

Es gibt so viele Möglichkeiten, was man noch aus Dingen machen kann, die eben nicht mehr perfekt sind: „Dass es auch ganz andere Konsistenzen von Nahrungsmitteln gibt, die trotzdem noch gut schmecken können und in anderer Form oder mit anderen Kombinationen auch noch super sind“ – genau das wollen sie mit dem gemeinsamen Kochen zeigen. Leute darauf aufmerksam machen, „dass wir es hier nicht mit Müll zu tun haben“, wie Miriam sagt. Oft sind es nämlich nur kleinste Macken auf der Verpackung oder ein Riss in einer Banane, was viele Lebensmittel unverkäuflich macht.

“Zu gut für die Tonne” macht es einfach

Wer kennt es nicht: Du hast Lebensmittel zu Hause und weißt nicht so richtig, was du damit anfangen sollst. Oft nur noch die halbe Paprika im Kühlschrank oder einen Apfel mit Druckstellen und Verfärbungen. Der einfachste und schnellste Weg ist es da, die Lebensmittel in den Müll zu schmeißen. Dagegen will Zu gut für die Tonne vorbeugen: Eine moderne Website und eine handliche App, die sich gegen die unnötige Verschwendung von Lebensmitteln einsetzen. Drei Lebensmittel kannst du auswählen, die Webseite kombiniert diese Zutaten automatisch und stellt dir eine Auswahl an möglichen Rezepten zur Verfügung. So leicht zauberst du dir ein leckeres Mittagessen mit Lebensmitteln, die sonst im Abfall gelandet wären. Und du hast gleichzeitig etwas Gutes für die Umwelt getan!

Tipps für die richtige Lagerung von Lebensmittel und smartes Einkaufen im Supermarkt werden dem Verbraucher auch näher gebracht. Beispielsweise kannst du dir in der handlichen App ganz einfach ein Rezept raussuchen und mit einer geplanten Einkaufsliste einkaufen gehen. Du wirst nie wieder wahllos im Supermarkt stehen und unnötige Sachen in den Einkaufswagen packen.

Foodsaver*in werden

Das Thema hat dich gepackt und du willst dem Foodsharing-Verein beitreten? Dann nimm doch mal an einem Infoabend von Foodsharing Darmstadt (die Webseite wird gerade repariert) teil. Da erfährst du die Grundlagen und Ziele des Konzepts und kannst so schauen, ob das deinen Vorstellungen entspricht. Eine Hygieneschulung wird von der METRO angeboten, denn das ist im Umgang mit Lebensmittel besonders wichtig. Im nächsten Stritt bekommst du drei begleitete Probeabholungen angeboten. Willst du dann immer noch Teil des Teams sein, musst du dir einfach den Aufnahmeantrag runterladen, ausfüllen und an Foodsharing Darmstadt schicken, damit du dann offiziell als Vereinsmitglied eingetragen werden kannst. Wichtig: Momentan können wegen der Corona-Pandemie keine Probeabholungen durchgeführt werden. Wer sich der Gruppe anschließen will, kann sich dennoch vorab informieren und landet dann auf einer Warteliste, um wenn es wieder möglich ist eingearbeitet zu werden.

Dann kann es losgehen: Werde Teil von etwas Großem oder wende ganz leicht kleine Tipps und Tricks im Alltag an, um der Lebensmittelverschwendung ein Ende zu setzen!

Fairteiler in Darmstadt

1. Evangelische Hochschule Darmstadt Zweifalltorweg 12, 64293 Darmstadt
2. Hochschule Darmstadt Schöfferstraße 8, 64295 Darmstadt
3. Muckerhaus Messeler Straße 112A, 64291 Darmstadt
4. TU Darmstadt Hochschulstraße 1, 64298 Darmstadt

Dieser Artikel entstand noch vor Corona. Aufgrund der Pandemie ist die Tätigkeit der Foodsaver*innen momentan eingeschränkt. Die öffentlichen Fairteiler sind derzeit geschlossen. Aber es gibt andere Wege: Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel über die Fairteil-Aktion, die Foodsharing Darmstadt im Frühjahr 2020 auf die Beine gestellt hat:

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